In der Dunkelheit dein Zuhause finden
- Lou Baumeister
- 1. Dez. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Wer kennt es nicht: Die Tage werden kürzer, das Wetter ungemütlicher, und die Stimmung sinkt in den Keller. Winterblues oder sogar Winterdepressionen sind in dieser Jahreszeit keine Seltenheit. Dieses Jahr habe ich den Übergang in den Winter als besonders herausfordernd empfunden. Doch was hat diese melancholische Stimmung mit Yoga zu tun? Und wie können wir einen Weg finden, der uns nicht nur durch diese Zeit trägt, sondern uns sogar Licht und innere Wärme schenkt?
Winterblues – Wenn die Dunkelheit die Seele berührt
Im Winter erleben viele von uns ein Absinken von Energie und Lebensfreude. Durch den Mangel an Sonnenlicht sinkt die Produktion von Serotonin – unserem Glückshormon – während gleichzeitig die Ausschüttung von Melatonin, dem Schlafhormon, steigt. Das Ergebnis? Wir fühlen uns müde, antriebslos und trostlos.
Hinzu kommt, dass soziale Kontakte oft weniger intensiv sind: Man bleibt mehr zu Hause, vermeidet die Kälte und verbringt weniger Zeit mit Freunden und Familie. Kein Wunder, dass wir uns nach den langen, sonnigen Tagen des Sommers zurücksehnen. Doch genau dieses Sehnen und das Wehren gegen die Vergänglichkeit verschlimmern unser inneres Leid.
Samsara und die Herausforderung der Vergänglichkeit
Im Yoga wird dieser innere Konflikt als Teil von Samsara beschrieben – dem Kreislauf aus Geburt, Leben, Tod und Wiedergeburt. Das Leben, das was wir tun und überhaupt alles in der Welt ist einem ständigen Wandel unterworfen. Überall wo wir hinschauen können wir diesen Zyklus sehen im Kleinen wie dem Rhythmus von Tag und Nacht oder des Menstruationszyklus und im Großen wie die Jahreszeiten, oder auch unser Dasein. Neues entsteht und altes vergeht.
Der Winter erinnert uns auf eindringliche Weise an die Vergänglichkeit. Er symbolisiert das Ende des Jahres, die Dunkelheit und die Kälte, die auch in uns selbst existieren. Diese Aspekte anzunehmen, ist schwer und meistens mit Schmerz verbunden.
Im Yoga lernen wir im Savasana, der Totenstellung, still zu werden und das Loslassen zu üben. Dieses bewusste „kleine Sterben“ ermöglicht es uns, Schritt für Schritt Frieden mit der Vergänglichkeit zu schließen, auch wenn es erstmal vielleicht unangenehm erscheint. Der Winter lädt uns ein, dasselbe zu tun: Die Dunkelheit, Kälte und Stille anzuerkennen und wirklich zu erleben.
In der Dunkelheit Licht finden
Der Winter bietet uns eine besondere Chance, in uns selbst Wärme, Mitgefühl und Dankbarkeit zu kultivieren. Denn genau wenn es am dunkelsten und kältesten ist, scheint selbst ein kleines Licht hell.
Ich habe das erlebt, als ich vor ein paar Wochen in einen super kalten See gegangen bin. Alles war ruhig und ich war mit meiner ganzen Aufmerksamkeit dabei und ich wusste: Ich bin bereit, die Dunkelheit und die Kälte da sein zu lassen – und Wärme und mein Zuhause in mir selber zu finden.
Wenn wir den Mut aufbringen, den Schmerz wirklich zu fühlen, können wir etwas Unerwartetes entdecken: Die Dunkelheit ist nicht unser Feind. Sie ist eine Gelegenheit, loszulassen, still zu werden und zu spüren, dass wir auch in schwierigen Zeiten für uns selbst sorgen können.
Praktische Tipps für den Winter
Um die dunklen Monate nicht nur zu überstehen, sondern bewusst zu erleben, können kleine Rituale und Gewohnheiten helfen:
Bewegung und Aktivitäten im Freien:
Selbst an grauen Tagen gibt es draußen viel zu entdecken. Ein Spaziergang an der frischen Luft belebt den Geist und schenkt Energie.
Winterzeremonien:
Zünde eine Kerze an und verbinde dich mit dem Winter. Wofür bist du dankbar? Was darfst du loslassen?
Plane und notiere Lieblingsaktivitäten:
Schreibe dir auf, was dir Freunde bereitet - vielleicht ein spezielles Hobby, Plätzchenbacken oder Zeit mit deinen Liebsten verbringen. Finde gezielt Zeit, um diese in deinen Alltag zu integrieren.
Was entspannt dich?
Manchmal ist einfach keine Energie da, um selbst die aller spaßigsten Sachen zu machen. Was hilft dir dich komplett ohne Anstrengung einfach nur zu entspannen? Für mich ist es Serien oder Filme schauen, Puzzlen, Yin Yoga und Schlafen.
Leckerere Wintergetränke:
Kreiere deine persönlichen Wohlfühlgetränke für die kalten Tage! Ob Glühwein, Tee, heißer Apfelsaft, oder Kakao - diese Leckereien wärmen dich von innen und schaffen ein gemütliches Wintergefühl.